literature

A Walk In The Park -Klaus-

Deviation Actions

TaTa-Snow's avatar
By
Published:
269 Views

Literature Text

A Walk In The Park

Eigentlich dachte ich ja immer, dass Probleme einfach verschwinden, wenn man sie ignoriert. Klingt ja auch logisch, was nicht da ist, was man nicht sieht, existiert auch nicht. Und vielleicht würden die Probleme auch einfach das Interesse verlieren und weiterziehen und sich neue Opfer oder Opfers Opfer suchen, um sie zu quälen, heimzusuchen oder wieder ignoriert zu werden. Das dachte ich jedenfalls, bis ich eines Tages meine Tür öffnete und über ein Lager an Problemen stolperte. Sie campierten in Zelten vor meiner Tür, schliefen in Hängematten und grillten kleine Störfaktoren (die schon immer von den größeren Problemen zerrupft und benachteiligt wurden, wie das eben die Größeren mit den Kleineren tun). In diesem Moment wurde mir wahrscheinlich klar, dass Probleme nicht einfach weiterziehen und sich neue Empfänger suchen. Vielmehr sind sie zäh und langlebig, nutzen jede Steuerlücke und leben den Laster. Auch wenn man die Tür wieder zuschlägt Tage, Wochen, Monate oder Jahre wartet, wie bei einem guten Festival kommen mit der zeit immer mehr Leute, um zu feiern, und das, was sie lieben, zu genießen.  
Ich trat also vor meine Tür. Etwas unsicher im Schritt, aber sicher in meiner Entscheidung. Andere leben doch auch mit ihren Problemen, warum ich also nicht? Alle Probleme erstarrten und blickten mich einige Sekunden lautlos an, bis sie schweren Herzens anfingen ihr Camp abzubauen und eine lange Schlange hinter mir zu bilden. Sie schienen sich weder nach Größe, Alter oder Gewicht zu ordnen, sondern rein zufällig und spontan. Ich machte mich also mit all meinen Problemen auf den Weg  und ignorierte sie, so weit wie möglich, denn das konnte ich immerhin recht gut.
„Hallo“, sprach mich plötzlich das erste der Probleme in der Schlange an, „ich bin Klaus.“
Klaus trug einen dunklen Mantel, dunklen Hut, dunkle Hose. Er war der Schatten eines Mannes, der Schatten seiner selbst und seine Stimme war ein heißeres Flüstern. Meine Stimme hörte er nicht, denn ich gab keine Antwort.
Meine Mutter wäre jetzt stolz auf mich. Sie hatte mir immer schon gepredigt, ich solle Probleme nicht ansprechen, die Dinge auf sich beruhen lassen und ihren Frieden nicht stören, nur weil ich Rambazamba und Aufmerksamkeit will. Recht hat sie, denn wenn man nichts sagt, kann man auch nichts Falsches sagen.
Klaus rückte seinen Hut zurecht, warf einen Blick auf die anderen Probleme hinter ihm und wandte sich schließlich wieder mir zu.
„Wissen Sie, Fräulein, genau deshalb bin ich hier. Das Problem bin ich. Sie bleiben immer still und behalten ihre Ansichten für sich. Sie lassen andere über sie bestimmen.“
Schockiert und wütend schaute ich Klaus an. Was nahm dieses Problem sich heraus? Er kannte mich kaum zwei Minuten und begann schon über mich zu urteilen, und zu glauben, er würde mich kennen.
„Verstehen Sie, Fräulein, deshalb bin ich so grau. Sie sind es auch. Sie bekennen nie Farbe.“
Ich konnte Klaus nicht länger ertragen und blickte wieder auf den Weg vor mir. Meine Schritte wurden größer und ich hoffte Klaus, irgendwo zu verlieren. Ich bekannte Farbe sehr oft. Meistens. Ich war doch keine graue Eule, die alle nur mit riesigen Augen anstarrte und zu allem mit dem Kopf nickte. Oder doch? Warum sonst wäre Klaus bei mir? Wenn Klaus Recht hat, dann mache ich ja gerade das, was Klaus sagt, was ich immer machen würde, oder nicht? Ich hatte mir von meiner Mutter sagen lassen, ich solle über Probleme schweigen und das mache ich. Ich nehme ihre Meinung einfach so hin und füge mich. Und was will ich? Ich will Klaus sagen, er solle verschwinden, weil ich nicht… Ein lautes Puff. Erschrocken fahre ich herum und sehe hinter Klaus eine dicke Rauchwolke in den Himmel steigen.
„Das war Pier“, erklärte er mir ruhig, „er war hier, weil Sie nicht ehrlich zu sich selbst waren. Ich schätze mal, sie haben ihn erledigt, Fräulein.“
Ich hatte Pier erledigt? Und ich sollte nicht ehrlich zu mir selbst sein? Ich holte noch ein letztes Mal tief Luft, bevor ich Klaus sagte, was ich von der ganzen Sache hielt.
„Klaus…..“, setzte ich an, doch eine dicke Rauchwolke umhüllte mich und ich begann zu husten. Gefühlte zehn Minuten stand ich auf der Straße und hustete, bis ich mich endlich wieder aufrichten konnte.
Klaus war fort.
Das erste Kapitel einer Reihe von kleiner Intermezzos.

Pier ist mein held <3
© 2009 - 2024 TaTa-Snow
Comments1
Join the community to add your comment. Already a deviant? Log In
fantom125's avatar
Irgendwoher kenne ich das Problem. Leider!